PATTERN – A PRACTICE OF QUEERNESS AND SOUND

Christopher Ramm

Ich arbeite seit mehreren Jahren als Performer und Soundkünstler. In unterschiedlichen Performances, habe ich fast immer auf ein klares Ziel hin produziert: das heißt, dass ich alleine oder im Kollektiv, zu bestimmten Themenkomplexen, Soundtracks und Sound-Installationen entwickelt habe. Diesen Prozess würde ich sehr gerne umdrehen und herausfinden, was entsteht, wenn ein Pattern aus Klängen Performance hervorbringt. Den Begriff „Pattern“,((Verhaltens-)Muster, (Denk-)Modell)), übernehme ich aus der „Patternmaster“-Serie der Afro-Futuristin Octavia E. Butler. In ihrer vierteiligen Science-Fiction, schreibt sie über eine Gruppe von Menschen, die auf Grund ihrer mentalen Fähigkeiten dazu in der Lage sind, ein Netzwerk von Gedanken, Emotionen und Gefühlen zu knüpfen und dadurch eine Gemeinschaft zu bilden.
Diese Gemeinschaft beruht auf Healing, Carework und einem Entwurf, indem das Individuum nicht vereinzelt, sondern Teil eines organischen Kollektivs ist. Der Zugang zu Welt und das Zusammenleben sind achronologisch, queer und nicht-deterministisch organisiert.Wie könnte ein soundbasierter Zugang zu Performance aussehen, der ebenso undeterminiert geschieht und seinen Sinn in der Praxis selbst und nicht im Voraus findet? Sound der von der Klangsynthese kommend, Individuen, Situationen und Handeln hervorbringt. Was geschieht, wenn ich einem Netzwerk aus elektronischen Instrumenten, Computern und Mikrofonen spezifische bis vollkommen unspezifische Informationen zuführe. Dafür möchte ich verschiedene Set-Ups erproben und mit Hilfe variierender Scores (zeitliche, räumliche, personelle, materielle Begrenzungen) herausfinden, ob und wie ein ergebnisoffenes Produzieren von Sound, als Grundlage für Performative Settings und Stückentwicklungen, interessante Ergebnisse liefern kann.

Christopher Ramm

Christopher Ramm studierte Theaterwissenschaft und Politik an der FU Berlin sowie Performance Studies an der Uni Hamburg. 2020/21 war er Stipendiat des stART.up Stipendiums der Claussen Simon Stiftung. Er ist als Performer, Regisseur und Soundkünstler tätig und arbeitet sowohl solo, als auch mit den Performance-Kollektiven SV Szlachta (svszlachta.com), Girl to Guerilla (girl-toguerilla.de) und SIGNA (signa.dk). Seine Abschlussarbeit BEYOND PRICE, die sich mit Arbeitschoreografien von Senior*innen auseinandersetzte wurde zu WePresent ins Lichthof Theater und zum Hauptsache Frei Festival, Hamburg eingeladen. Im Mai 2021 premierte seine Performance SECURITY im Livestream auf Kampnagel. Erneut arbeitete er mit Laien, diesmal aus dem Security Sektor, zu den Themen Männlichkeitsbilder und prekäre Arbeit. Für Security produzierte er zudem den kompletten Soundtrack. Im Juni 2021 prämierte die immersive VRRauminstallation VYRE von SV Szlachta, in Kooperation mit dem Lichthof Theater, in Hamburg.
Als Soundkünstler arbeitete er in den letzten Jahren u.a. intensiv mit der Choreografin Yolanda Morales zusammen. Für 2666, 2019/20 aufgeführt bei Kampnagel, Hauptsache Frei, Museo Contemporaneo Oaxaca, Mexico, OutNOW Bremen, komponierte und performte er Sound live. Für NERVEN, 2020/21 aufgeführt im Livestream im Lichthof Theater und im Ringlokschuppen Mühlheim, komponierte und performte er ebenfalls live.