Die semipermeable Leinwand als lebendiges Relief

Video als Kostüm, Interaktionspartner und Bühnenbild

Frauke Aulbert

In Neuer Musik und Performance, aber auch im Theater wird Video als klassisches (erzählendes) Filmmaterial oder als Bühnenbild / eine Atmosphäre erzeugendes Medium eingesetzt.
In dem vorliegenden Rechercheprojekt wird untersucht, ob und wie eine Leinwand als Spielpartner nicht nur als Bühnenbild, sondern auch als Kostüm und Interaktionspartner genutzt werden kann. Als eine Art lebendiges Relief agiert die Performer*in mit Gesicht/Kopf, Armen und Beinen durch die Leinwand hindurch, die die Körperteile an einigen Stellen durch Schlitze und Löcher hindurchlässt. Die Idee hierzu entstand über die Fotowände, die sich an Ferien- und Freizeitorten oder als Werbewände finden lassen. Zunächst werden eine Testleinwand und Testbilder hergestellt. Hierzu probiere ich verschiedene Materialien aus: Film, gemalte und anders (Collage) analog hergestellte Bilder, die dann wieder abgefilmt und teilweise animiert werden., z.B. à la Papierpuppen oder Emoji-Apps. Dieses Material wird auf einer Testleinwand projiziert und der performative Umgang damit experimentiert, der Prozess gefilmt. Diesen Schritten voran geht eine Konzeption der Testbilder mit den möglichen Interaktionen zwischen Video und Performerin. Desweiteren wird untersucht, inwiefern die Position in der Leinwand die Gesangstechnik einschränkt und wie dies bei der Komposition der Musik berücksichtigt werden muss. Technische Fragen wie das Verhindern des Einreißens der Leinwand an den Perforationsstellen u.a. müssen geklärt werden. In einer parallel erfolgenden theoretischen Recherche suche ich zu Inspiration und Abgrenzung nach Stücken, die mit ähnlichen Konzepten arbeiten, wie z.B. Samuel Becketts „Not I“.

Frauke Aulbert: Recherche, Bühnenbild, Kostüm, Video, Musik, Gesang, Performance

 

Frauke Aulbert

Frauke Aulbert ist Sopran, Stimmkünstlerin und Performance-Artist. Sie gilt als eine der aktivsten und vielseitigsten Performerinnen in der Neuen Musik. Ihre Arbeiten reichen vom Erforschen und Sammeln von Stimmen weltweit über die virtuose Interpretation musikalischer und performativer Kompositionen. Ihre eigenen Werke stehen in musikalisch-theatralem-performativen Kontext und fanden fanden (Ur-)Aufführung bei den Festivals Warschauer Herbst, Sommer in Stuttgart, Klang! Kopenhagen, Blurred Edges Hamburg, Resonant Bodies NYC, Átlátszó Hang Budapest etc. Aulbert erhielt u.a. den 1. Preis der Stockhausen-Stiftung und Künstlerresidenzen an der Cité des Arts Paris, Goethe Institut Rom, Akademie Schloss Solitude, und Villa Kamogawa Kyoto (2020). Sie studierte in Kiel, Santa Cruz de Tenerife und Hamburg, war Gründungsmitglied von u.a. Decoder Ensemble und kuratiert in der Elbphilharmonie Hamburg das „Festival für Immaterielle Kunst“. Parallel zum Gesang durchziehen zirzensische Künste, Tanz und Körperarbeit ihre Laufbahn.