Die 20er Jahre

Eine gesellschaftlich-kulturelle Aufbruchszeit in 2 Jahrhunderten

Sabrina Zwach

Die „Goldenen Zwanziger Jahre” – das Zusammenspiel von Rausch und Genuss, von Aufbruch und Umbruch ist auch 100 Jahre später nicht verklungen. Denn die 20er zeigen mehr Gemeinsamkeiten als gedacht – schon direkt am Anfang sind beide Jahrzehnte auf eine schwere Bewährungsprobe gestellt. Gehen vergangene wirtschaftliche Konflikte und gesellschaftliche Hoffnungen nun in eine neue Runde? Ob Hyperinflations- oder Corona-Krise, welche Parallelen und Unterschiede zur Gegenwart sind auszumachen?
Untersuchen möchte ich Reformbewegungen der beiden Jahrhunderte und deren Manifeste und Konzepte. Welche Ableitungen für kulturelle Strömungen lassen sich unternehmen? Außerdem möchte ich Theatertexte aus beiden Jahrhunderten vergleichen und möglicherweise in Parallelmontagen neu sortieren. In Archiven möchte ich Theaterskandale recherchieren und möglicherweise vergrabene Texte finden. Stummfilme aus den 1920er Jahren werden Teil der Recherche sein, genauso wie Lieder und generell Musik.
Ein besonderes Interesse meiner Recherche gilt den Frauen in den 1920er Jahren und der Frage, ob die Gesellschaft nach dem 1. Weltkrieg durchlässiger und offener war, als möglicherweise heute? Wie lebte Carola Neher in den 20er Jahren? Wie gestaltete sich das künstlerische und gesellschaftliche Leben der Berliner Filmpionierin Lotte Reiniger? Wie Ernst wurde Else Hoppe als Literaturwissenschaftlerin genommen, die über den Einakter 1920 promovierte?
Und wie sieht es heute aus? Was haben die Finanzkrise, der 11. September und die Corona-Pandemie mit unserer Gesellschaft gemacht? Welche Aufbrüche wurden ermöglicht und welche verhindert? Welche neuen Möglichkeiten haben wir in der digitalisierten und globalisierten Kulturwelt? Welche Manifeste entstehen und welche Visionen werden entwickelt?

Sabrina Zwach

Zwach studierte Kulturwissenschaft und ästhetische Praxis in Hildesheim. Sie gründete dort die freie Musik-Performance-Gruppe „BOXEN-TEAM“, mit der sie 10 Inszenierungen realisierte. Für „Weimar 99 – Kulturstadt Europas“ kuratierte sie eine Programmsparte. In Weimar absolvierte sie eine Ausbildung zur Radiomoderatorin. Sie leitete im Auftrag der Bundesregierung das „5. Festival Politik im Freien Theater“ in Berlin. In Berlin traf sie auf Herbert Fritsch und arbeitete als Produzentin, Autorin und Dramaturgin für sein multimediales Kunstprojekt „hamlet_X“. Für Kurt Krömers internationale Fernsehshow (rbb) war sie als Dramaturgin tätig, für Renè Marik schrieb sie Songtexte. Als Dramaturgin arbeitete sie u. a. mit Herbert Fritsch, Robert Borgmann, Mateja Koleznik, Simon Stone, Antu Nunes, Ersan Mondtag, capriconnection oder Anne Lenk. Sabrina Zwach schreibt für Theater und Film und lebt in Berlin.