Der manipulierte Sex

Premiere:
06.01.2022 am LICHTHOF Theater Hamburg

Gastspielorte:
PATHOS München

Solo-Performance von und mit Susanne Reifenrath

Zur Produktion

In »Der manipulierte Sex« widmet sich die Hamburger Theatermacherin Susanne Reifenrath gemeinsam mit Künstler:innen verschiedener Kunstrichtungen der Erforschung des literarischen Erbes ihres Vaters J.W. Reifenrath, der im Jahr 1968 ein gleichnamiges Buch veröffentlichte. Im Klappentext heißt es: „Dieses Buch informiert rücksichtslos offen über nahezu alle Erscheinungsformen der Sexualität in der Gesellschaft von heute.“ Das Bild, das Reifenrath von seiner Zeit und indirekt von sich selbst zeichnet, ist höchst verstörend, herausfordernd und peinlich. Mehr als 50 Jahre später erforscht seine Tochter Susanne Reifenrath ein allgegenwärtiges Dilemma der späten 60er Jahre: das Aufeinandertreffen von überkommenen Moralvorstellungen und rebellierender Wut der Nachgeborenen auf die omnipräsente, nationalsozialistisch verformte Generation der den gesellschaftlichen Diskurs prägenden Männer.

 

J.W. Reifenrath, Jahrgang 1917, war Obergefreiter der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, später Journalist bei verschiedenen Tageszeitungen und Autor diverser Bücher, zweimal verheiratet, Vater von (mindestens) 14 Kindern und Zeit seines Lebens hochgradig promiskuitiv. Er war zum Datum des Erscheinens bereits 51 Jahre alt – kein bewegter 68er also, sondern ein durch nationalsozialistische Ideale geprägter, alternder Mann. Die familiäre Welt, in der Susanne Reifenrath mit ihren fünf Brüdern aufwuchs, beschreibt sie als zutiefst geprägt von seiner uferlosen, männlich-patriarchalischen Sexualität.

 

Da ihr Vater 1999 starb und sie das Buch erst vor kurzem entdeckt und gelesen hat, bleibt ihr nur, den Vater, der seine starke Faszination und Feldforschung zum Thema hinter einer investigativen Pseudo-Wissenschaftlichkeit versteckte, aus dem Buch quasi „heraus zu lesen“. Um dem Vorwurf zu begegnen, dass es sich dabei lediglich um eine späte selbsttherapeutische Auseinandersetzung einer Tochter mit ihrem Vater handelt, nimmt sie diese „Exhumierung“ gemeinsam mit anderen Künstler:innen verschiedener Sparten vor, steigt tiefer in den Stoff und seine Zeitbezüge ein, führt Interviews, sichtet weiterführendes Material und erkundet szenisch, welche Perspektiven sich eröffnen. Dabei ist sie zugleich Subjekt und Objekt ihrer Geschichte, liefert sich verschiedenen Lesarten aus, stellt sich zur Verfügung und baut so einen Parcours der Zuschreibungen und Spekulationen – ein multiästhetisches Abbild dessen, was wir beim Lesen empfinden und was an diesem Stoff von universellem Interesse sein könnte.

TestosterondichtKatrin Ullmann auf Nachtkritik

Manipulierter Sex am Lichthof Theater – Berührender MonologFalk Schreiber im Abendblatt Hamburg

Verstörend und peinlich“ – Susanne Reifenrath im Interview mit der TAZ

Beteiligte & Förderer

Konzept + Spiel: Susanne Reifenrath
Kapitelpartner*innen: Iris Minnich, Nina Matterklotz, Dor Aloni, Marc von Henning, Fernanda Ortiz
Ausstattung: Gunna Meyer
Mitarbeit: Alba Reifenrath / Robert Conrad und Leon Kahane

Gefördert vom Dachverband freie darstellende Künste Hamburg, LICHTHOF Stiftung